Unterschiede zwischen 6-Gang-Getriebegeneration 02M und 02Q

  • Hallo Leute!
    Kurze Frage: Ich will in einem 2003er Bora Variant ein 6-Gang-Getriebe des Typs 02M an einen 1,8T-Motor bringen. Und zwar handelt es sich um einen Serien-AUQ an ein Serien-FML. Wir haben Motor und Getriebe bereits liegen, es fehlen nur noch Kupplung und ZMS.


    Jetzt folgende Frage:
    Alle 6-Gänger 02M im Golf IV/Bora und Konsorten haben die 240er Kupplung an einem ZMS, die 5-Gänger 02J nur eine 225/228er, allerdings auch an einem ZMS. Wir finden für den 1,8T mit der 240er Kupplung nicht sonderlich viele Schwungräder und Kupplungen, die attraktiv erscheinen.


    Als ich die Übersetzungen recherchiert habe habe ich auch die 02Q-Getriebe der PQ35 mit ins Kalkül gezogen weil der AUQ noch etwas gemacht werden soll. Ein 02Q aus dem Golf V GTi zum Beispiel passt besser zu etwas mehr Leistung. Bei gleicher Radgröße ist der erste Gang etwas kürzer als im Bora mit AUQ und der letzte merklich länger. Also eigentlich wäre ein solches Getriebe interessant gewesen.


    Nun haben wir aber zu vernünftigen Preisen kein Golf-V-GTI-02Q-Getriebe auftreiben können und uns dann doch für das 02M FML aus dem Serien-1,8T-AUQ des Bora Variant entschieden. Also habe ich nun noch eben das Problem der fehlenden Kupplung. Bei der Recherche ergab sich, dass auch die 02Q-Getriebe und im Speziellen der Golf V GTI mit dem 2L-TFSI-147kW eine 240er Kupplung an einem ZMS hat.


    Wie unterscheiden sich die 240er Kupplungen von 02Q und 02M? Kann man eine 02Q-Kupplung auch an ein 02M bringen?


    LG,
    Matse

  • Hallo Eddi!
    OK, also für uns kam es ja nur auf die Kupplung und das ZMS an, aber auch hier ein paar andere Unterschiede:


    Für das alte MQ350 02M (PQ34) gab es bei der 6-Gang-Variante und allen 1,8T nur einen Kupplungs- und ZMS-Hersteller und eine Kupplung, egal ob FA oder 4Motion und egal ob AUQ, BAM oder was auch immer. Es handelte sich immer um ZMS und Kupplung von LUK, und zwar war es immer eine 240er Kupplung.


    Für die neuen MQ350 (seit PQ35) gibt es auch von Sachs eine Kombination aus ZMS und Kupplung. Leider weiß VW selbst nicht gesichert, bei welchem Auto was für eine Kupplung verbaut ist, zumindest nicht im Kundendienst. Eine Sachs-Kupplung passt natürlich nicht auf's LUK-ZMS und umgekehrt. Du kannst nicht mit Deinem Golf 5 GTI zu VW fahren und gesichert die richtige Kupplung als Ersatzteil bestellen, weder über Fahrgestellnummer noch sonst. Es gibt keine Daten darüber, was verbaut wurde. Es gibt nur eine Möglichkeit. Man muss das Auto auf die Bühne nehmen und unten den kleinen Blechdeckel von der Kupplungsglocke abschrauben und dann von hinten auf Schwungrad und Kupplungsautomat schauen. Dort sehen Sachs und LUK jeweils anders aus und lassen sich optisch unterscheiden. Eventuell muss man den Motor etwas drehen aber so geht es. Völliger Hirnriss aber ist so.


    Der AUQ ist ein EA113-Motor, genauso wie der erste 2L-TFSI (AXX, BWA, völlig egal ...) Das bedeutet, dass Motorgehäuse und Kurbelwellenflansch kupplungsseitig gleich sind. Äußerlich unterscheiden sich die Eingangswellen von 02M und 02Q auch nicht, folglich passen am 1,8T EA113 auch automatisch alle 02Q-Kupplungsautomaten und ZMS vom EA113 TFSI, ja sogar die vom RS3-Fünfzylinder, die auch LUK mit einer 240er Kupplung ist.


    Was nicht mehr funktioniert, sind Kupplungsautomaten vom EA888, also Golf VI-GTI und MQB weil hier auf der Kurbelwelle nicht mehr 6 sondern 8 Schrauben zur Befestigung verwendet werden. Die Kupplungen von EA888-Sachs und EA888-LUK könnten vielleicht auf die EA113-ZMS der jeweiligen Hersteller passen, das haben wir nicht getestet, aber die EA888-ZMS passen defintiv NICHT auf die EA113-Motoren.


    Wir haben uns damals für den AUQ den originalen LUK-Automaten nebst ZMS von einem Jubi-GTI besorgt. Bei egay Kleinanzeigen taten wir einen Schlachter auf, der nur 150 km von uns weg war und der hatte uns mit Material versorgt.


    Wir hatten eine Kupplung nebst ZMS eines EA888-Motors besorgt und wollten das eigentlich verbauen. Und das war von Sachs. Es war von einem Golf VI GTI, der von seinem Besitzer nach 9.000 km getunt wurde und da kam auch eine neue Kupplung rein. Wir haben die ganze Kupplung mit ZMS für 65 Euro geschossen, der wusste wohl nicht was er da hat.


    Bei dem Versuch, das Schwungrad an den AUQ zu montieren, fiel die Sache mit den 6 und 8 Schrauben auf der KW auf und dann ging das ganze gleich wieder in den Verkauf. Wir haben dann wie gesagt ein originales LUK vom AUQ besorgt. Ich habe mittlerweile bei zwei anderen Kumpels an EA113-TFSI die Kupplung gewechselt und habe mir ZMS und Kupplungsautomaten von Sachs und LUK angesehen und bin ziemlich sicher, dass die komplett interoperabel unter allen EA113 tauschbar sind.


    Ein 02Q in ein Auto mit 02M einzubauen geht übrigens nicht so ohne weiteres. Beim 02Q gibt es noch am Diff den Flansch für den Wegstreckengeber. Seit der PQ35 wird die Geschwindigkeit aber digital vom ESP in den CAN-Bus eingespeist und am Getriebe hat man den Gebersockel gleich deswegen eingespart und weggelassen. Es gibt also so keine Möglichkeit, ein 02Q in einem Golf 4 oder A3 8L oder älter zu betreiben ohne massiven Aufwand zu betreiben um sich irgendwie das Tachosignal zu erzeugen ...


    Im Inneren unterscheiden sich 02M und 02Q auch. Die eine Welle hat ein anderes Lagerkonzept mit einer Fest-Los-Lagerung statt einer angestellten vorgespannten Lagerung was die Reibverluste weiter reduzierte. Es gibt auch einige andere Modifikationen wie im Detail andere Lager und Dichtmaterialien, mitunter auch weil billiger und leichter montierbar, allerdings nicht immer im Sinne hoher Dauerhaltbarkeit. Die 02M gelten als stabiler als die 02Q wobei das häufig immer Gesabbel ist weil VW ein Getriebe für 350 Nm gebaut hat und unter Serienbedingungen halten die Getriebe vergleichbar. Wenn ich die mit 500 Nm überfalle, gibt das 02Q eher auf als ein 02M, aber dafür ist es eben halt nicht gemacht und den Pfad der Serie zu verlassen bedeutet immer Risiko.


    Was das 02Q für den 1,8T reizvoll macht, ist die raffiniertere Übersetzungswahl. Das 02M für alle 1,8T ist ähnlich übersetzt. Und zwar ziemlich brutal kurz. Der 6. Gang ist ein echter Fahrgang, das Getriebe in den Anschlüssen knackig kurz und im Übrigen auch im 6. kaum unterschiedlich zwischen AUQ und BAM zum Beispiel.


    Das hat aber einen gravierenden Nachteil:
    Wenn ich am AUQ die Leistung steigere ohne groß an der Hardware etwas zu verändern (also zum Beispiel weiterhin K03S und Radhaus-LLK), kommt da nicht mehr viel raus. Also wer von 180PS auf 210PS kommt ohne zu lügen hat schon gut gearbeitet, das Gesabbel von 245PS oder 250PS ist Gelüge hoch zwanzig. Das kann die kleine Turbine vom K03s einfach nicht. Meist generiere ich die Mehrleistung mit dem kleinen Gebläse auch nicht bei deutlich höherer Drehzahl.


    Und jetzt kommt das Dumme mit dem 02M. Ein AUQ mit 210PS geht also nur ganz wenige km/h auf der Autobahn schneller als ein Serien-AUQ weil die gesteigerte Leistung kaum auf Serien-Drehzahl liegt, eher sogar früher, der kleine Lader dann aber relativ schnell mit steigender Drehzahl verkackt weil er den Luftbedarf nicht mehr bedienen kann. Also wer hofft, mit einem K03s bei 6.800 1/min immer noch 210PS zu haben, der spinnt schlicht weg und einfach.


    Wir waren nach einer der ersten Optimierungen bei der Messung auf immerhin auf 215PS gekommen, allerdings nicht wie Serie bei 5.500 1/min sondern schon bei 4.950 1/min. Ber 5.500 1/min hatten wir nur knapp 10 PS mehr und darüber kacken aber auch wirklich sämtliche K03s-Softwaren, die ich bis jetzt gesehen habe, genauso ab wie Serie. Im Ergebnis ging der Bora im mittleren Bereich deutlich besser, aber ob er nun 234 km/h oder 237 km/h läuft, das merkt kein Mensch.


    Mitunter liegt das daran, dass wir eben mit der kurzen Übersetzung keine Mehrleistung 550 1/min früher als Serie gebrauchen können. Da haben wir dann nichts davon, was vmax angeht ... Das ist dann auch der große Vorteil des K04 aus dem BAM zum Beispiel, der einfach viele 100 Umdrehungen länger ein viel höheres Leistungsniveau hält als der K03s und damit auch aus dem 02M bei kaum längerer 6.-Gang-Übersetzung 15 km/h mehr vmax generiert ...


    Ein deutlich längerer 6. Gang wie bei den 02Q wäre für uns da also besser gewesen weil ein Wechsel auf K04 nicht ansteht und der K03s obligatorisch verbleibt.


    Da aber ein 02Q eh wegen der Geschwindigkeitsgeberproblematik nicht am Bora passt haben wir ein 02Q verworfen und uns für das originale FML (ein 02M) entschieden. Das bekamen wir für 650 in sehr gutem Zustand und das war dann ok. Mit der Getriebecharakteristik kann man auch gut zurecht kommen.


    Deswegen alles ok ...


    LG,
    Matse

  • PS:
    Der Bora war ja vorher original ein 2003er Variant mit dem 2L-115PS-EU4-2V AZJ. Noja, und das ist ja auch ein EA113 ...


    Der Motor steht seit zwei Jahren in der Garage. Wer weiß, vielleicht bauen wir daraus mal einen 2l-20VT auf wie ich ihn mir gerade baue. Für jeden der das vorhat auch dazu noch einen Tipp: Nehmt als Basis keinen TFSI, sondern die 2V-115-PS-EA113-Golf-IV-Motoren. Die werden einem nämlich nachgeschmissen (z.T. unter 200 Euro) und haben natürlich bereits die 2L-Bohrung. Kolben und Pleuel müssen bei einer TFSI-Basis auch getauscht werden und dann ist das deutlich günstiger.